Der Polterabend ist in vollem Gang, alle tanzen ausgelassen und haben Spaß – doch plötzlich entkleidet sich der Bräutigam! Was ist da los? War zuviel Alkohol im Spiel? Fallen alle Hemmungen, und das Schamgefühl kennt keine Grenzen mehr?
Von wegen, hinter dem „Striptease“ steckt ein uralter Brauch, der in vielen Regionen (vor allem im Norden Deutschlands) bei Polterabenden um Mitternacht vollzogen wird. Traditionell wird die Hose des Bräutigams verbrannt, um symbolisch darzustellen, dass seine Zeit als Junggeselle nun endgültig vorbei ist und er in der Ehe die Hosen nicht mehr anhat. Häufig zieht parallel die Braut ihren Schuh aus, der anschließend auf ein Brett genagelt wird. Auch hinter diesem Ritual steckt die Idee des Festhaltens: Die Braut hat ihren Schuh ausgezogen und kann ihrem Ehemann nicht mehr davonlaufen, spricht: sie verspricht so, nicht fremdzugehen. Manchen Paaren ist es nicht genug, nur die Hose des Mannes zu verbrennen, hier wirft die Braut ihren BH gleich hinterher und verbrennt auch diesen. Während des gesamten Rituals am Polterabend kann ein „Prediger“ aus den Reihen der Gäste die Zeremonie begleiten und „salbende“ Worte sprechen – etwa ein paar selbstgedichtete Verse auf das Brautpaar.
Gerne wird das Verbrennen auch mit einem klaren Schnaps begossen – vorzugsweise von den männlichen Gästen des Polterabends. Sind Hose und BH zu Asche geworden, wird die Asche gemeinsam mit einer Flasche Schnaps in der Erde vergraben. Ein Jahr später treffen sich alle in fröhlicher Runde wieder, um Hose, BH und Schnaps aus ihrem „Grab“ zu befreien und die Flasche natürlich zu diesem Anlass zu leeren.
Eine schöne Idee, alte Bräuche wieder aufleben zu lassen! Wer eine solche Verbrennung an seinem Polterabend plant, sollte jedoch auch daran denken, eine Ersatzhose und einen neuen BH mit zur Feier zu nehmen! Es wäre doch zu peinlich, wenn Braut und Bräutigam nach Mitternacht oben beziehungsweise unten ohne weiter feiern müssten!